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Über die Liebe… zur Kommunalpolitik

Drei Monate ist es nun her, dass ich aus einem ganz fantastischen Urlaub auf meiner Lieblings-Hippie-Insel in bester Gesellschaft zurückgekommen bin; hochmotiviert, voller Tatendrang diesen Blog wieder aufleben zu lassen und nur so vor Energie sprühend, gefüllt mit Ideen, im Strudel der Kreativität. Und dann überschlugen sich die Ereignisse.

Doch der Reihe nach. Kurz nach meiner Rückkehr in heimische Gefilde hatte ich endlich die Gelegenheit, für meine Fraktion einen Antrag in den Hauptausschuss der Bezirksversammlung einzubringen, dessen Inhalt mir tatsächlich schon seit Jahren unter den Nägeln brannte. Darin geht es um die Prüfung einer Sanierung oder vielmehr Instandsetzung des westlichen Teils der Reeperbahn. Wer die Strecke zwischen Millerntorplatz bis zur Hein-Hoyer-Straße kennt, weiß, dass der dann noch kommende Abschnitt bis zum Nobistor sich von diesem komplett abhebt. Denn auf letzterem kann man an einigen Stellen mit Kinderwagen oder Rollstuhl ob fehlender Breite kaum passieren, die Gehwegplatten stehen an diversen Stellen hoch, Fahrradleichen versperren Ständer, die man gerne nutzen würde und so weiter und so fort. In meinen Augen ein schlüssiger Schritt: die Verwaltung prüfen zu lassen, wie man hier verbessern und ertüchtigen kann. Haben ja alle Anwohnerinnen etwas von – so mein Gedanke dahinter, mich für den Antrag stark zu machen.

Was dann folgte? Neudeutsch: Shitstorm. Ich wolle das Viertel gentrifizieren. Solle doch lieber nach Eppendorf ziehen (but why?! Bestimmt auch ein netter Stadtteil, aber echt nicht meiner!) Auch schön: „Die Schnalle mit der St. Pauli-Schnalle“ (Gürtel), die ich übrigens immer zu Hosen trage, nicht nur an Spieltagen, nicht nur für Fotos, sondern auch bei parlamentarischen Sitzungen, Empfängen, Geburtstagen, Hochzeiten – ach, nee, bei letzterem Anlass eher selten in Hosen anzutreffen. Die Beleidigungen mal außen vor lassend, war es für mich tatsächlich eine neue Erfahrung. In Wahrheit eine, die ich gerne nicht gemacht hätte.

Aber es gab auch die andere Seite. FreundInnen und NachbarInnen, die mich anschrieben, ich solle das bloß nicht an mich ranlassen, man wisse, wer ich sei und verteidige mich vor Stänkern. Ein schönes Gefühl diese Unterstützung zu erfahren. Nicht, dass mich ein paar Hasskommentare aus der Bahn werfen oder abhalten würden. Dafür macht mir die Kommunalpolitik viel zu viel Spaß.

„Spaß“? Ja, genau das. Wenn FreundInnen mich fragen, was ich am Abend nach der Arbeit noch mache, ob ich Zeit hätte gemeinsam etwas zu unternehmen, lautet meine Antwort nicht selten „Leider keine Zeit. Ausschusssitzung.“ Oft bekomme ich dann ein „Viel Spaß!“ zu hören. Darüber musste ich in der Vergangenheit häufig schmunzeln. Und deswegen begann ich es zu hinterfragen. Wie kommen meine FreundInnen dazu, mir viel Spaß zu wünschen, wenn ich des Abends noch im Bau-, City- oder Stadtentwicklungsausschuss tage oder einer Beiratssitzung beiwohne, statt mich mit ihnen zu treffen um ins Kino, Theater oder essen zu gehen? Wahrscheinlich weil sie mich manches Mal besser kennen als ich annehme. Ja, solche Sitzungen gehen gerne mal bis tief in den Abend und mein Bett und ich führen im Grunde genommen eine Fernbeziehung und sehen uns unter der Woche immer nur für ein paar Stunden. Aber ernsthaft: das was ich dort im Bezirksamt tagend tue, ist genau das, was ich so mag! Ich finde es spannend zu erfahren und maßgeblich mitentscheiden zu können, was in unseren Vierteln so passiert. Darauf zu achten, dass Strukturen erhalten bleiben, ohne Neues komplett verhindern zu wollen. Den Wohnungsbau – wohlgemerkt bezahlbaren Wohnraum – weiterhin im Fokus zu behalten und Bauherren nicht vollkommen frei drehen zu lassen, auch wenn ein Hotelbau für diese durchaus lukrativer ist. Ich mag es im Quartiersbeirat zu hören, was AnwohnerInnen für Wünsche haben, dass sich Gedanken gemacht werden, z.B. um die (Um-)benennung einer Straße. Dass sich darüber ausgetauscht, diskutiert, geeinigt wird. KeineR sitzt dort, weil man muss oder Geld dafür bekommt, sondern weil man für eine Sache brennt, weil man Lust hat auf Mitgestaltung, auf Mitentscheidung! Wie geil ist das denn?

Insofern haben meine Leute nur allzu Recht, wenn sie mir „viel Spaß!“ vor solchen Abenden wünschen. Ja, es macht mir Spaß. Auch, wenn dadurch so manch Privates auf der Strecke bleibt, bin ich weiterhin mit Leidenschaft dabei und engagiere mich für Hamburg-Mitte.

Eingangs schrieb ich es schon: dieser Blog sollte wieder richtig belebt und regelmäßig befeuert werden. Doch dann kam erst einmal eine etwas stressige Zeit. Weniger wegen des Hobbys, sondern mehr des Berufes wegen. Mein Kreis, die SPD Hamburg-Mitte hatte sich auf die Fahnen geschrieben, alle Kandidatinnen und Kandidaten für die Bezirksversammlungswahl am 26. Mai 2019 noch in diesem Jahr aufzustellen; auch um zu zeigen, wie wichtig eine gute Kommunalpolitik ist. Ich selbst kandidiere ebenfalls erneut – aus oben beschriebenen Gründen. Im meinem Wahlkreis 1 Altstadt, Neustadt, St. Pauli, HafenCity auf Platz 2 und auf der Bezirksliste und somit in ganz Hamburg-Mitte wählbar ebenfalls auf Platz 2. Über die Aufstellungen habe ich mich natürlich maßlos gefreut, hoffe ich doch, dass diese Liebe so noch ein wenig länger ausgelebt werden kann.

Jetzt kommen aber erst einmal ein paar ruhige Feiertage, in denen ich tatsächlich etwas Besinnlichkeit lebe, durchatme und dann wieder frisch ins neue Jahr starte. 2019 beginnt also mit Wahlkampf und ob Ihr es glaubt oder nicht: auch darauf habe ich richtig Bock! Jetzt aber: frohe Weihnachten und guten Rutsch in ein fantastisches 2019!

 

(Das Beitragsfoto ist übrigens von einer lieben Freundin aus Spanien zur Verfügung gestellt, die trotz der uns trennenden Kilometer immer hier ist! Silke )

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