Woanders

Wieder zu Hause – doch alles ist anders

Nudeln und Klopapier (nur wegen des Designs gekauft)

The Girl is back in town (frei nach Thin Lizzy – den Ohrwurm gab es gratis)

Da bin ich wieder. Zurück in Deutschland, zurück in Hamburg und auf St. Pauli nach knapp drei Wochen an meinem mir liebsten Ort, meinem Happy Place, der Insel Gomera. Wie es sich gehört, habe ich natürlich sofort und umgehend daran gearbeitet, mich augenblicklich zu assimilieren, was dieser Tage offenbar nur mit dem Eindecken von ausreichend Nudeln und Klopapier geht. An dieser Stelle danke ich meinem Vergangenheits-Ich, dass ich jenes tatsächlich bereits vor meinem Urlaub in meine Höhle geschleppt hatte. Die Sammlerin kann man mir also auf gar keinen Fall absprechen.

Aus dem Spanien-Aufenthalt bringe ich übrigens auch hard skills mit: ich weiß, wie man zu Hause bleibt. Auch, wenn man das Meer direkt vor der Tür hat, einen Landschaften ganz besonderer Art hinauslocken und das Wetter ohnehin ununterbrochen meinen Namen ruft. Gerade als Hamburgerin liegt es einem ja im Blut, jeden noch so kleinen Sonnenstrahl ausnutzen zu wollen, nein sogar zu müssen – am Ende bleibt man an einem Sonnentag in der Bude und das war er dann: der Hamburger Sommer! Nix mit „ich war dabei!“ und wir alle wissen, dass das doch inzwischen das wichtigste ist.

Zurück nach Spanien: ich hatte ob der prekärer werdenden Lage in Deutschland gerade beschlossen, meinen Aufenthalt in meinem Paradies zu verlängern, als sich die Situation dort auch ziemlich rasch änderte. Dazu an anderer Stelle gerne ausführlich mehr, im Fazit hieß dies: sofortiger Hausarrest. Aber, aber… ich war doch noch gar nicht fertig mit Spaß haben und Sonne genießen und richtig Body Boarding lernen und meine Lieblingsrestaurants hatte ich auch noch gar nicht alle besucht. Und ist Mama nicht ohnehin die einzige, die mir Hausarrest erteilen darf? Nee, leider nicht. Hausarrest bedeutet übrigens, dass man sich draußen nur mit triftigem Grund bewegen darf. Arzt- oder Apothekenbesuch, Lebensmittel einkaufen, in die Heimat reisen.

Seit gestern Abend bin ich wieder zurück in der Heimat. Es war ein beklemmendes Gefühl, am Abend gegen 22 Uhr zurück nach St. Pauli zu kommen und…. Stille. Leere. Nichts. Wenig Menschen, kaum Lichter, vereinzelt Fahrzeuge. Natürlich hatte ich davon auch auf meiner Bananeninsel mitbekommen, aber es zu sehen war schmerzlich. Mein erster Gedanke galt den Gastronomen und Kulturschaffenden. Dies zu überleben, in ein paar Wochen hoffentlich wieder aufmachen zu können, nicht an dieser Pandemie zu Grunde zu gehen.

In diesem Zeiten durchaus „gesellschaftsfähig“ gekleidet auf dem Weg zum Bäcker

Den ersten Abend verbrachte ich also brav zu Hause, hätte ich ohnehin, daher war in den eigenen vier Wänden noch keine Veränderung spürbar. Außer vielleicht, dass man extrem früh aufwacht an einem Sonntag, wenn man am Samstagabend kein Wiedersehen mit Freundinnen da draußen gefeiert hat. Heute Morgen fragte ich dann (per elektronischer Nachricht!) die Nachbarn, ob sie auch etwas vom Bäcker bräuchten. Ich weiß nicht, ob die Vorkehrungen die der Kiezbäcker St. Pauli getroffen hat hier schon länger gelten – aus Spanien kenne ich es nur so: nur zwei Personen gleichzeitig im Laden, Absperrung zur Theke, Schilder mir der Bitte Abstand zu wahren. Brötchen für alle habe ich bekommen und dann wieder zurück über den leeren Kiez in meine Höhle getragen und sicher vor Türen abgelegt. So musste nur eine Person nach draußen und nicht mehrere.

 

Zuhause

Den sonnigen Tag drinnen zu verbringen, fand ich nicht besonders schlimm. Wäsche waschen, Musik hören, meiner Mutter danken, dass sie mir nie beigebracht hat, wie man für eine Person kocht, was eine gut gefüllte Tiefkühltruhe mit sich bringt (nochmal dank an mein Vergangenheits-Ich, dass ich in letzter Zeit so viel eingefroren habe!). Und dann kam mein Lieblingsmoment, mein Highlight des Tages. Der Sonnenuntergang! Verbinde ich diesen auf Gomera zwingend mit den Trommlern am Strand und einer Herz erwärmenden, sehnsüchtigen Stimmung, bedeutet es hier: ich kann laufen gehen! Etwas was mir die letzten Tage verboten war. Was aber so wichtig für mich ist. Sich zu bewegen und sich die kalte Luft um die Nase wehen zu lassen. Zu einer Zeit zu der man sicher sein kann, dass sich nur noch wenige Menschen draußen befinden, so dass man niemanden gefährdet. Das ist ein Privileg, wie ich in der letzten Woche gelernt habe, das nicht zu unterschätzen ist. Derweil hat unsere Bundeskanzlerin bekannt gegeben, dass auch hierzulande nun strengere Auflagen gelten. Die Freiheit spazieren und laufen zu gehen, wurde uns glücklicherweise nicht genommen. Das ist ein hohes Gut und großes Glück!

Zu solchen Zeiten sollte man soziale Netzwerke wahrscheinlich am besten meiden, was mir aber gewiss nicht gelingt. Dennoch begreife ich es nicht, dass weiterhin nach einer resoluteren Ausgangssperre mit harten Sanktionen geschrien wird. Sind die Auflagen für viele immer noch zu dehnbar? Was wurde denn aus „Erziehung zur Mündigkeit“? Mensch, wach doch bitte auf! Besinne Dich!

Ich sitze hier und mache mir Gedanken, trinke Tee, lese, werde früh zu Bett gehen und hoffentlich wieder mehr schreiben. Irgendetwas Gutes muss man der aktuellen Situation ja abgewinnen. Bleibt gesund!

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